Ist neurozentriertes Training dasselbe wie Mentaltraining?

mentaltraining neuroathletik neuroathletiktraining Jul 20, 2024

Heute wollen wir ein häufiges Missverständnis klären: Ist neurozentriertes Training dasselbe wie mentales Training? Obwohl beide Methoden das Gehirn einbeziehen, gibt es wesentliche Unterschiede, die wir verstehen sollten.


Mentaltraining umfasst Techniken, bei denen man sich vorstellt, bestimmte Bewegungen schmerzfrei auszuführen oder sich Szenarien, wie beispielsweise Fußballspiele, im Kopf durchzuspielen. Diese Vorstellungsleistungen sind eng mit Hirnfunktionen assoziiert und stimulieren den Neokortex, insbesondere den Frontallappen, der für Bewegungsbefehle verantwortlich ist.


Ein häufiges Missverständnis in der Betrachtung von Bewegung ist die Annahme, dass Bewegungsprobleme isoliert betrachtet werden können, etwa als reine Knie- oder Muskelprobleme. Tatsächlich führt der Körper jedoch nur das aus, was das Nervensystem vorgibt. Ein beliebtes Sprichwort besagt: „Der Körper ist dazu da, das Gehirn durch die Welt zu tragen.“ Dies verdeutlicht, wie eng Körper und Gehirn verbunden sind. Die Abkopplung von Körper und Geist im Training ist daher absurd – Bewegung ist ebenso eine neuronale Funktion wie Denken.


Neurozentriertes Training geht weit über die reine Arbeit des Frontallappens hinaus. Es berücksichtigt das gesamte Nervensystem und alle damit verbundenen Inputs. Diese Methode umfasst eine umfassende Analyse des Gesamtsystems in Bezug auf Schmerzprobleme oder Bewegungsziele und arbeitet eine logische Struktur zur Lösung dieser Probleme aus.


Funktionelle Neurologie im Training und in der Therapie, auch bekannt als neurozentriertes Training, ist wie ein Regenschirm, unter dem alle Stimuli integriert werden können. Dieser Ansatz betrachtet nicht nur die motorischen Befehle des Frontallappens, sondern auch sensorische Inputs, Gleichgewicht, Propriozeption und viele andere Faktoren, die das Nervensystem beeinflussen.


Stellen wir uns vor, jemand hat chronische Knieschmerzen. In einem traditionellen Ansatz könnte man direkt das Knie behandeln. Im neurozentrierten Training hingegen wird das gesamte Nervensystem in Betracht gezogen. Man könnte feststellen, dass die Knieschmerzen mit einer Störung der sensorischen Inputs im Fuß oder einem Ungleichgewicht im Vestibulärsystem zusammenhängen. Durch gezielte Übungen und Stimuli, die das Nervensystem ansprechen, kann man oft erstaunliche Verbesserungen erreichen.


Mentales Training kann eine sinnvolle Ergänzung zum neurozentrierten Training sein, da es den Neokortex stimuliert und somit einen Teil des neuronalen Gesamtsystems adressiert. Jedoch bildet es nur einen Aspekt des umfassenden neurozentrierten Ansatzes.


Neurozentriertes Training und mentales Training sind nicht dasselbe, auch wenn beide das Gehirn einbeziehen. Mentales Training fokussiert sich auf die Vorstellungskraft und kognitive Prozesse, während neurozentriertes Training das gesamte Nervensystem und seine vielfältigen Inputs in die Bewegungssteuerung einbezieht. Durch diesen ganzheitlichen Ansatz können Bewegungsprobleme effektiver und nachhaltiger gelöst werden.

 

Viel Erfolg beim Training!

 


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